Ey Mann, wo ist mein Auto? Oder mein Koffer am Flughafen oder mein Fahrrad. Diese Fragen braucht man sich nicht mehr stellen, denn Dank Apples iPhones, iPads und Co, respektive deren „Find My“ Netzwerk kann man sich den Standort auf einer Karte anzeigen lassen. Aber mein Auto ist doch gar kein iPhone, wie soll ich das auf einer Karte sehen? Hier kommt OpenHaystack ins Spiel.
Ich habe vor einigen Wochen zum ersten Mal von OpenHaystack gelesen (eventuell bei The Verge). Mittels dieses Frameworks kann man Devices, die über Bluetooth Low Energy (BLE) verfügen, in das Apple Find My Netzwerk integrieren.
Dass es mir überhaupt möglich war, so einen Location-Tracker zu bauen (das habe ich nämlich), verdanke ich Forschern des Secure Mobile Networking Lab der TU Darmstadt. Die sind für das Projekt und damit auch den Code verantwortlich. Sie selbst beschreiben das folgendermaßen:
„OpenHaystack ist ein Framework zur Verfolgung persönlicher Bluetooth-Geräte über Apples riesiges Find My-Netzwerk. Verwenden Sie es, um Ihre eigenen Tracking-Tags zu erstellen, die Sie an physische Objekte (Schlüsselanhänger, Rucksäcke, …) anhängen können, oder integrieren Sie es in andere Bluetooth-fähige Geräte wie Notebooks.“
eine sehr passende übersetzung von DeepL aus dem englischen von der seemoo Github Seite
Und so ein Bluetooth fähiges Gerät ist der BBC micro:bit. Die erste Integration habe ich mit meinem Raspberry Pi ausprobiert, aber da auch mein Pi Hole darauf läuft, kann ich den nicht einfach mitnehmen und gucken wie gut das Tracking mit OpenHaystack wirklich funktioniert. Deshalb habe ich mir einen BBC micro:bit bestellt, Homebrew auf meinem Mac installiert und ein bisschen Trial & Error praktiziert. Nach gar nicht so langem Probieren, habe ich einen sendenden micro:bit gehabt. Bis ich das auf meinem Raspberry Pi geschafft hatte, verging etwas mehr Zeit, weil ich mit Phyton nur ganz, ganz rudimentär vertraut bin. Irgendwann lief es aber auch dort.
Vor dem ersten Location-Tracking musste ich aber ein Plugin für Apple Mail installieren und die OpenHaystack Software auf meinen Mac laden. Auf der Seemoo Github Seite wird alles erklärt. Die Passagen, wo es um Code geht, waren aber für mich als Phyton-Noob nur so semi nachvollziehbar erklärt. Schlussendlich hat es dann doch geklappt. Und wie gesagt, mit dem micro:bit war es für mich wesentlich einfacher umzusetzen als mit dem Raspberry Pi.
OpenHaystack ausprobieren – auch für Code-Laien machbar
Wie gut ist denn nun das Tracking mit OpenHaystack und einem micro:bit? Dafür habe ich das Bluetooth an meinem iPhone ausgeschaltet (ob damit auch der Empfang der Beacons des micro:bit unterbunden wird, das weiß ich allerdings nicht), bin drei Mal um den inneren Ring in Paderborn gefahren und habe dann kurz innerhalb des Rings geparkt, um Essen abzuholen.
Das dreifache Umrunden des Innenstadtringes in Paderborn mit dem Auto hat ca. 20 Minuten gedauert. Plus ca. 5 Minuten stehen, innerhalb des Ringes, wo ich das Essen abgeholt habe. Den Heimweg bin ich über den nördlichen Teil des Ringes gefahren, habe den Ring also quasi 3,5 Mal abgefahren. Man kann ganz gut erkennen, dass dort die meisten Punkte sind, wo ich gestanden habe. Entweder vor einer Ampel oder eben zum Essen abholen. Spannend finde ich den östlichen Bereich der Karte. Trotz dreifacher Vorbeifahrt, keine einzige Stecknadel.
Ich beschreibe das übrigens so detailliert, weil ich zwar einige Artikel zu OpenHaystack gelesen habe, aber scheinbar hat es niemand selbst ausprobiert und darüber geschrieben. Und weil ich großer Freund von DIY bin, könnt Ihr deswegen diese Zeilen lesen.
Dass die Darstellung von Tracking via BLE Devices (Lieber Tim Apple, wann kommen eigentlich die AirTags?) im Apple Ökosystem möglich wird, finde ich ziemlich gut, denn die Tracker brauchen eben kein GPS und auch kein Daten/GSM Modul – wohl aber eine Menge Apple-Geräte, damit das zufriedenstellend funktioniert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass solche Tracking-Devices nicht nur für Autos und Koffer, sondern auch z.B. für E-Bikes eine sinnvolle Ergänzung werden.
Dass es Sicherheitsprobleme gibt/gab und diese durch die Forscher der TU Darmstadt gefunden wurden, wird in diesem Artikel auf der Webseite der TU erläutert. Ein Problem ist, dass ein Device momentan immer den gleichen Advertising Key hat und somit über die Zeit seine Anonymität verlieren könnte.
P.S. Ach ja, falls Ihr Euch gefragt habt, was OpenHaystack bedeutet – Offener Heuhaufen und das passt schon sehr gut zur Technik auf der das Ganze basiert. Eine Info, die ich auch nirgends gefunden habe: Wie lange kann ein micro:bit mit zwei AAA Batterien als Stromversorgung in Betrieb bleiben? Ich werde es testen.